Worte als Samen: Zweifel säen oder Wachstum fördern

Die Macht der Worte: Wie sie uns formen und prägen

Worte sind mächtige Werkzeuge. Sie sind Träger von Emotionen, Gedanken und Energien, die unser Leben beeinflussen. Worte haben die Kraft, uns zu inspirieren und zu stärken, uns Mut zu geben und uns zu beflügeln. Doch sie können auch das Gegenteil bewirken – uns in den Abgrund ziehen, uns lähmen. So ist es wichtig, dass wir verstehen: Ein Stück Geschriebenes ist ein Prozess. Wir fangen an, machen Fehler, haben Niederlagen, Herausforderungen, und dies sind Chancen für uns, über uns hinauszuwachsen und uns weiterzuentwickeln.

Der perfektionistische Gemüsebauer – Ein Lehrstück in Verzögerung

Stellen wir uns einen Gemüsebauer vor, der von perfektionistischen Ansprüchen getrieben wird. Er schiebt jedes Samenkorn hin und her, überprüft es immer wieder, bevor er überhaupt mit dem Pflanzen beginnt. Nichts ist ihm gut genug. Am Ende verpasst er den richtigen Zeitpunkt für das Aussäen, und das Feld bleibt leer. Die Ernte bleibt aus, und er kann seine Arbeiter nicht bezahlen, seine Verträge nicht erfüllen – die Mägen der Konsumenten bleiben hungrig zurück.

Das Saatkorn – Es will hinaus in die Welt

Stellen wir uns nun ein Samenkorn vor, das wir in die Erde legen und darauf vertrauen, dass es die richtigen Bedingungen findet, um zu wachsen und zu gedeihen. Es braucht Schutz vor zu viel Hitze, vor zu viel Regen, vor Ungeziefer und Schnecken. So wächst es zu einer kräftigen Pflanze heran, die sich der Sonne entgegenstreckt und in voller Pracht erblüht. Am Ende bringt sie eine reiche Ernte.

Innere Klarheit im Sturm: Wie wir das Wesentliche herausfiltern

Genauso verhält es sich mit unserem Tun, wenn wir Texte schreiben und sie in die Öffentlichkeit entlassen. Wir wissen nicht, was auf uns zukommt, welche Chancen auf uns warten und welche unterschiedlichen Meinungen es gibt. Doch wir haben die Wahl, was wir davon annehmen und was wir ablehnen. Diese Entscheidung ist jedoch nicht immer so einfach, wie wir es uns vorstellen. Genau in dem Moment, in dem wir ein schönes Wort erwarten, kann es sein, dass ein „Ungeziefer“ unser Tun zerfleischt – dass mit unseren Befindlichkeiten, Schwächen, Defiziten und Mängeln gespielt wird, als wären wir in einer Prüfstation, auf Herz und Nieren getestet. Genau dann sind wir auf unseren inneren Widerstand und unsere Stärke angewiesen, die uns stützen.

Klarheit finden: Wie wir uns von äußeren Störungen nicht ablenken lassen

Es ist leicht, sich von äusseren Stimmen ablenken zu lassen – besonders, wenn sie scharf und negativ sind und uns mit Zweifeln und Unsicherheit konfrontieren. Ich habe das mehr als 1000 Mal erlebt, und irgendwann wollte ich nicht mehr mitspielen. Also suchte ich mir neue Wege, die für mich emotional tragbarer waren, um mich selbst sein zu können. Was habe ich für Möglichkeiten, im Gleichgewicht zu bleiben? Ignorieren, zurückgeben, konfrontieren, inneren Abstand nehmen, Grenzen setzen.

In solchen Momenten müssen wir unseren inneren Kompass hervorrufen. Was davon ist hilfreich für meinen Weg? Was bringt mich weiter? Ist das eine Ablenkung? Wenn wir in der Lage sind, uns von unnützen, verletzenden Worten zu distanzieren, können wir den Raum für unser eigenes Wachstum gewinnen.


So haben wir die Macht, uns ein neues Verhalten anzueignen

Wir können über uns hinauswachsen – stärker werden, Grenzen setzen, diese durchzuziehen und Worte kognitiv umzu­strukturieren. Denn wenn wir dies tun, verlässt uns der innere Schmerz und verwandelt sich in innere Stärke. Wenn wir diesen Prozess mehrfach üben – zum Beispiel über zwei Monate hinweg – dann verinnerlichen wir ihn, und irgendwann wird er Teil unseres alltäglichen Lebens.

Die Kraft der Umstrukturierung:

Negative Gedanken erkennen:

Der erste Schritt besteht darin, die negativen Gedanken – sowohl die eigenen als auch die von anderen – zu bemerken, wenn sie auftreten. Zum Beispiel, wenn du dich verletzt oder beschämt fühlst, könnte ein negativer Gedanke lauten: „Stimmt das? Ich bin nicht gut genug.“

Hinterfragen und herausfordern:

Sobald du einen negativen Gedanken erkannt hast, kannst du ihn hinterfragen:

  • Stimmt dieser Gedanke wirklich? Gibt es konkrete Beweise dafür, dass du nicht gut genug bist, dass niemand dich mag oder dass du nie wieder glücklich sein wirst?

  • Was würde ich einer guten Freundin oder einem Freund sagen, der diese Gedanken hat? Würdest du dieselbe harte Kritik anwenden oder eher Mitgefühl und Verständnis zeigen?

  • Gibt es auch andere Erklärungen für das, was passiert ist? Manchmal neigen wir dazu, negative Ereignisse zu überdramatisieren oder sie auf eine endgültige, negative Weise zu interpretieren.

Den Gedanken neu formulieren:

Ersetze den negativen Gedanken durch eine realistischere, positivere oder neutralere Sichtweise. Zum Beispiel:

„Ich bin nicht gut genug“ könnte umformuliert werden in „Ich habe Fehler gemacht, aber das macht mich nicht weniger wertvoll. Ich kann aus dieser Erfahrung lernen und wachsen.

Über die Zweifel hinaus: Der Weg zu innerer Unabhängigkeit

Denn so haben wir ein mächtiges Werkzeug in der Hand, das uns innerlich sicher macht. Wir lassen uns weder von anderen noch von uns selbst destabilisieren. Wir wissen, dass wir Fehler gemacht haben, aber wir erkennen auch, dass Meinungen unterschiedlich ausfallen können. Mit dieser Erkenntnis lassen wir uns nicht aus der Balance bringen. Stattdessen können wir unsere Worte wie Samen wachsen und gedeihen lassen. Für jeden Schritt, den wir gehen, werden wir stärker, mutiger, selbstbestimmter und selbstsicherer. Am Ende spüren wir, dass wir über uns selbst hinausgewachsen sind. Es hat sich gelohnt, dranzubleiben und nach vorne zu gehen, weil wir es geschafft haben, über uns hinauszugehen.

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Schreiben unter Beschuss: Wie man Shaming und negative Kritik überwindet“